17. Oktober 2018
Die Entwicklung und Optimierung der maschinellen Übersetzung (MT, nach dem englischen „Machine Translation“) hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht und ist daher als Thema hochaktuell. Ihre Bedeutung nimmt, auch wegen der zunehmenden Globalisierung und dem Bedarf an schnellen (ad-hoc-)Übersetzungen, stetig zu.
Was kann maschinelle Übersetzung leisten? Um diese Frage zu beantworten, ist es wichtig, zunächst zu erörtern, was die MT aktuell kann, was sie „noch“ nicht kann und in diesem Zusammenhang, welche Einsatzgebiete jetzt und künftig in Frage kommen.
Wir wollen an dieser Stelle nicht zu weit ausholen und im Detail erklären, wie MT funktioniert, aber ganz allgemein kann man sagen, dass die neuesten MT-Methoden wie folgt arbeiten: Möglichst viele bereits übersetzte Texte in einer Sprachkombination werden als Sprachenpaar gespeichert. Neue, zu übersetzende Texte werden dann mithilfe von komplexen Algorithmen in einem Programm (eng.: „Engine“) mit diesen bestehenden Übersetzungen abgeglichen. Aus einer Kombination der vorhandenen Übersetzung der ähnlichsten Sätze wird die neue Übersetzung generiert.
Werden die „Engines“ der MT umfangreich mit vielen bestehenden (parallelen) Texten für ein sehr spezifisches Fachgebiet gefüttert und „trainiert“, sind die Ergebnisse manchmal erstaunlich gut – und manchmal gar nicht.
Auch wenn das Ergebnis sehr gut ist, kann jedoch keine Fehlerfreiheit garantiert werden. Texte, für die Fehlerfreiheit eine Bedingung ist (z. B. juristische Texte oder Anleitungen für medizinische Geräte), werden somit auch in Zukunft auf diese Weise nicht ohne Weiteres (d. h. ohne eine menschliche Überprüfung) übersetzt werden. Auch Texte aus dem Bereich Marketing, bei denen es besonders darauf ankommt, bestimmte Emotionen in der Zielsprache zu wecken, werden vermutlich nie mit einer maschinellen Übersetzung den gewünschten Effekt erreichen.
MT kann u. a. Webseiten on-the-fly in die Zielsprache übersetzen. Dies ist besonders nützlich für Seiten, deren Inhalt sich fortwährend ändert, z. B. Foren oder soziale Netzwerke. Fehler oder gar Unverständliches wird hier verziehen: Der Nutzen ist größer als der Schaden.
Ein weiterer Einsatzbereich ist das „grobe“ oder „informative“ Übersetzen, das sogenannte Gisting (eng.: „Gist“ = Kernaussage). Hier ist es das Ziel, das Kernthema und den allgemeinen Sinn des Textes zu erfassen. Die sprachliche Korrektheit und einzelne Details stehen in diesem Fall nicht im Vordergrund.
Hierfür werden oft kostenlose Tools von Google, DeepL oder Microsoft genutzt, bei denen jedoch Vorsicht geboten ist: nicht nur wegen der oft recht hohen Fehleranzahl, sondern auch wegen der Datensicherheit. Eingegebene Texte können von den Anbietern gespeichert und weiterverwendet werden, was den meisten Nutzern nicht bewusst ist.
Eine dritte Anwendungsmöglichkeit ist die spezialisierte Nutzung von eigens trainierten „Engines“: Es werden so viele spezifische Texte wie möglich für ein Fachgebiet hinterlegt, damit diese als Muster dienen, mit dem Erfolg, dass ähnliche Texte mit einem sehr guten Ergebnis automatisch übersetzt werden können. Dies wird bereits erfolgreich von großen Firmen (die dafür eigene Server und oft auch eine eigene Abteilung haben) praktiziert. Diese Texte werden je nach Anwendungsgebiet mit oder ohne Post-Editing (eine menschliche Korrektur) eingesetzt. So hat z. B. Ford in den USA bereits vor zehn Jahren interne Anleitungen für Automechaniker vom Englischen ins Spanische und Portugiesische übersetzt. Die Tatsache, dass die Mitarbeiter die Anleitung überhaupt in ihrer Sprache hatten, war in dem Fall wichtiger, als einzelne kleine Fehler – im Kontext wurde größtenteils richtig verstanden, was zu tun war.
Bei dem Post-Editing muss immer genau abgewogen werden, in wie weit sich MT lohnt: Bei schlechten Ergebnissen ist manchmal das menschliche „Neu-Übersetzen“ einfacher, schneller und genauer.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass MT sich am besten für zusätzliche oder optionale Übersetzungen von großen Textmengen eignet, die wenn es die MT nicht gäbe, wahrscheinlich gar nicht übersetzt worden wären.
MT hat sein Nischendasein längst verlassen und wird sich in den nächsten Jahren auch für bestimmte menschliche Übersetzungen zu einem wichtigen Hilfsmittel entwickeln, um Übersetzungsprozesse schneller und effizienter zu gestalten. Besonders durch die sich immer verbessernde „Custom MT“ und neue „Machine Learning Systems“ kann die Genauigkeit der Übersetzungsergebnisse in Zukunft nur steigen.
Wir von Alpha Translation Service GmbH sehen MT nicht als Bedrohung, sondern als Chance, die enorme und immer noch zunehmende Flut an Übersetzungsbedarf auch in Zukunft bewältigen zu können. Auf Wunsch und in Zusammenarbeit mit einigen unserer Kunden führen wir bereits erfolgreich MT-Projekte durch.
Sollten Sie Projekte haben, für die MT in Frage kommt, dann sprechen Sie uns gerne an!
Kategorien: Know-How, Übersetzungsbranche
Schlagwörter: KI, Maschinelle Übersetzung, MT